Glücklicherweise waren die Untertassen bereits verschwunden, als die Mehrzahl der Einwohner von Washington D.C. aufwachte. Trotzdem verbreitete sich bald eine gewisse Hysterie, als die Geschichte bekannt wurde. Der Rundfunkingenieur E.W. CHAMBERS vom Sender WRC hatte in dieser Nacht deutlich fünf riesige Scheiben ausmachen können, die in losem Formationsflug über der Stadt kreisten. Während er ihnen noch verblüfft nachsah, seien sie nach oben gekippt und steil in den Himmel geschossen, erzählte CHAMBERS jetzt exklusiv in seinem Sender. Am Montag machte die ÈGeisterdemonstration über Washington D.C.Ç (LIFE) landesweit Schlagzeilen. Die Luftwaffe schickte ihren UFO-Experten Hauptmann E. RUPPELT in die Landeshauptstadt, und seine Nachforschungen führten zu dem Ergebnis, da§ es in der Tat unbekannte Flugobjekte gewesen sein mu§ten, die in dieser Nacht die Stadt überflogen hatten. Die Èfliegenden UntertassenÇ waren zumindest für Amerika in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt.
Statt die Chance zu nutzen, erklärten US-Präsident Harry S. TRUMAN und sein Generalstabschef Omar N. BRADLEY den UFOs am 24. Juni 1952 offiziell den Krieg: ÈAuf Anweisung des Präsidenten gibt das Verteidigungsministerium Befehl, UFOs abzuschie§en, die eine Landung verweigern, nachdem sie dazu aufgefordert wurden.Ç Die Journalisten hatten kaum Zeit, diesen spektakulären Befehl zu diskutieren, als es zu einer zweiten UFO-Demonstration über Washington D.C. kam. ÈSieÇ hatten sich offenbar auch von TRUMANs Schie§befehl nicht einschüchtern lassen.
Etwa gegen 21.00 Uhr am Samstag, dem 26. Juli, bemerkten die Radaroperateure des National Airport wieder ÈBlipsÇ auf ihren Schirmen. Wieder waren es sechs Objekte, die sich nach Süden bewegten. Und wieder rief man BARNES. Der Kontrollturm des ANDREWS- Flughafens wurde angerufen und bestätigte die Beobachtungen. Während der folgenden zwei Stunden wurden zahlreiche Berichte entgegengenommen, einige vom eigenen Personal, andere von den Piloten landender oder startender Flugzeuge. Der UNITED AIRLINES Flug 640 meldete: ÈWir sehen schwache LichterÇ. Die Antwort des Tower: ÈDrei Blips kommen auf sie zu.Ç ÈJa, jetzt kommen sie näher. Jetzt sehen wir sie ganz nah vor uns - sie sind wirklich prächtig.Ç Im selben Augenblick meldeten die Fluglotsen von ANDREWS, da§ sie drei fremdartige Lichter in der Nähe der Passagiermaschine über den Himmel streichen sahen. Sofort informierte BARNES die Luftwaffe, und diesmal vergingen keine zwei Minuten, als schon zwei F-94 Düsenjäger über der Hauptstadt kreisten. Als der Radarschirm UFOs in ihrer Nähe ortete, funkte einer der Flieger zur Bodenstation, er könne jetzt vier Leuchtobjekte sehen. Doch als er versuchte, die Verfolgung aufzunehmen, wurde er von den Flugkörpern ausmanövriert. ÈEs kam mir fast so vor, als würden sie unsere Funksprüche abhörenÇ, erklärte BARNES später, Èimmer, wenn ich den Kampffliegern Anweisungen gab, schossen die Blips in entgegengesetzte Richtung.Ç Schlie§lich verschwanden sie mit unglaublicher Geschwindigkeit am Nachthimmel. Wenige Minuten später wurden noch Èrotierende Lichter, die in wechselnden Farben pulsiertenÇ über der LANGLEY-Luftwaffenbasis bei Newport/ Virginia gesichtet, in der Richtung also, in der die UFOs verschwunden waren. Dann war der Spuk vorbei.
Am nächsten Montag gehörten wieder alle Schlagzeilen den UFOs. Einer der beiden Luftwaffenpiloten, Leutnant William PATTERSON, hatte am Sonntag morgen auf einer Pressekonferenz geschildert, was er erlebt hatte: ÈIn 300 Metern Höhe hatte ich den ersten Sichtkontakt mit den Objekten. Ich sah mehrere helle Lichter. Obwohl ich mit Höchstgeschwindigkeit flog, konnte ich sie nicht einholen. Wir erhielten von den Radarkontrolleuren unsere Fluganweisungen, und so wurde ich auf ein anderes Objekt in meiner Nähe hingewiesen. Es war wohl 15 Kilometer entfernt. Nach zwei Kilometern verlor ich den Sichtkontakt.Ç
ÈKein Bericht in der UFO-Geschichte geno§ mehr Aufmerksamkeit als ihr Auftreten über WashingtonÇ, schrieb später Hauptmann RUPPELT in seinem Buch ÈTHE REPORT ON UNIDENTIFIED FLYING OBJECTSÇ. Dazu kamen noch hunderte Protesttelegramme aus allen Teilen des Landes, die sich auf den Befehl von TRUMAN bezogen. Der prominenteste Absender war Albert ElNSTEIN. Man stand dicht vor einer Massenpanik, und als General SAM FORD, Leiter der Lufttechnischen Nachrichtendienstzentrums (ATIC) der US-Luftwaffe, am 29. Juli eine Pressekonferenz im Pentagon abhalten sollte, mu§te er sich lange überlegen, was zu sagen war. ÈGeneral SAMFORD sa§ hinter seinem breiten Walnu§schreibtisch im Raum 3A138 und kämpfte mit seinem GewissenÇ, schreibt RUPPELT, ÈSollte er der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen? Nein, die Amerikaner würden in Panik geraten. Die einzige Möglichkeit war, die UFOs zu banalisieren.Ç
Die Pressekonferenz war die grö§te seit Ende des 2. Weltkrieges. General SAMFORD versuchte hunderten Reportern klarzumachen, die UFOs über Washington seien nichts anderes als Radarstörungen gewesen, hervorgerufen durch eine Temperaturinversion. Die visuellen Beobachtungen wurden dabei ebenso ignoriert wie der Umstand, da§ die Inversion in keiner dieser beiden Nächte bei über einem Grad lag - viel zu gering also, um Radarstörungen hervorzurufen.